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Gedanken zum Volkstrauertag
icon.crdate12.11.2022
Mühlhausen i.T. - 10.11.2022 - Im Gedenken an die Toten und Opfer der Weltkriege, von Terror und Gewalt
Erinnerungen - Gegenwart und Zukunft - Gedanken zum Volkstrauertag
Erinnerungen sind das Gedächtnis für das Erlebte und Erfahrungen aus zurückliegenden Zeiten. Hieraus bilden sich Charakter und Verhaltensweisen eines Menschen. Jeder Mensch nimmt Erfahrungen von Beginn seiner Kindheit an, entwickelt sich dahingehend und wächst daran. Man kann das Positive herausziehen oder aus schlechten Erfahrungen lernen. Diese Erfahrungen bleiben in unseren Köpfen – das sind die Erinnerungen an das Erlebte und Erfahrene!
Aber allzu oft kommt es vor, dass das nicht unmittelbar Erlebte schnell in Vergessenheit gerät. Man hat keine direkten Erinnerungen an zurückliegende Erfahrungen. Vielleicht war man selbst nie betroffen oder auch niemand in der Familie oder aus dem Bekanntenkreis. Man konzentriert sich dann auf das Wesentliche und auf die aktuelle Gegenwart.
Vielleicht ist das in vielen Bereichen auch gut so. Darin besteht möglicherweise aber die Gefahr, dass sich auch schlechte Dinge wiederholen, weil sich niemand an die Konsequenzen erinnern kann oder möchte. Vielleicht ist es aber auch unbequem, ständig an schlechte Zeiten erinnert zu werden. Und junge Generationen wollen und müssen schlussendlich auch ihre eigene Zukunft gestalten. Dazu ist es aber notwendig, eigene Erfahrungen zu machen und aus eigenem Erlebten zu „lernen“.
Aber die Welt ist so groß, vielfältig und komplex, dass man nicht alles erfahren und erleben kann. Deshalb ist es notwendig, sich auf die Erinnerungen der vorangegangenen Generationen zu stützen. Es ist wichtig zuzuhören und es zu glauben, dass manche Dinge gut ausgehen können und manche Dinge halt eben auch ein schlechtes, schreckliches Ende finden können.
Ereignisse, die sich schrecklich entwickeln und die furchtbar enden, sind zum Beispiel Kriege, Unterdrückung, Diskriminierung und Folter. Möchte man vielleicht aufgrund fehlender zeitlicher Nähe keine Lehren aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648 ) oder vielleicht auch dem Deutsch-Französischen Krieg 1870-1871 ziehen, so müsste sich doch der 1. Weltkrieg und insbesondere auch der 2. Weltkrieg tief in unser Gedächtnis eingebrannt haben. Aber die Menschheit hat offensichtlich eben nichts daraus gelernt. Aktuell zeigt sich das schreckliche Gesicht des Krieges in all seinen Facetten in der Ukraine. Aber bereits unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg, kam es zu vielen kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Koreakrieg (1950 bis 1953) hat die Welt nachhaltig verändert, der Vietnamkrieg (1955 bis 1975) zog mit genau der gleichen Rücksichtslosigkeit und Gewalt über die Menschen. Der Kalte Krieg war von Misstrauen und Konfliktbereitschaft geprägt. Die Balkankriege (1991 bis 2001) lagen unmittelbar in Europa und haben tiefe Spuren hinterlassen. Die Irak-Kriege (drei Kriege zwischen 1980–1988; 1990/91 und 2003) zeigten erneut, dass das Leid der Menschen stets in den Hintergrund gerät. Menschenverachtende Diktaturen wie im Iran, Nordkorea oder Bewegungen des Islamischen Staates zeigen ein einseitiges Weltbild, geprägt von Unterdrückung und in alle Richtungen diskriminierende Sinnlosigkeit. Der Afghanistankrieg hat in besonderer Art und Weise gezeigt, wie wirkungslos Bemühungen für eine Befriedung sein können und damit auch, wie stark festgefahrene Strukturen sein können.
Wir können das alles so hinnehmen wie es ist, aber es wird uns einholen. Wir werden uns aber mit den Konsequenzen von Krieg, Hass, Diskriminierung und Unterdrückung auseinandersetzen müssen. Heute mehr denn je. Der Krieg in der Ukraine zeigt erneut, dass es ein Menschheitsthema ist. Global betrachtet verändert dass alles die Welt. Es verwundert deshalb sehr, dass Menschen zu so viel Gewalt bereit sind, dass Politiker sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sind, dass Länder Kriege führen und das Diktaturen sich stets in böse Diktaturen wandeln.
Wir können es so hinnehmen – müssen es aber nicht! – Wir haben die Möglichkeit im Kleinen anzufangen. Fair und nett zu unseren unmittelbaren Mitmenschen zu sein. Anstand zu bewahren, nicht ausfällig oder gewalttätig zu werden. Wir haben die Möglichkeit, miteinander zu reden und wir haben die Chance, aus Erinnerungen zu lernen. Deshalb ist und bleibt es eine der wichtigsten Aufgaben unserer Generationen, über Erfahrungen und dem Erlebten zu berichten. Die Erinnerungen wach zu halten und zu mahnen. Ein wichtiger Tag, die Erinnerungen ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken ist der Volkstrauertag. Er steht dieses Jahr am Sonntag, 13. November in unseren Kalendern. Er dient in Form des Gedenktages als Tag der Mahnung zur Versöhnung, zur Verständigung und zum Frieden.
- Wir denken an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
- Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
- Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
- Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
- Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
- Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.
- Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
- Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern,
- und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.
Wir dürfen nie vergessen, dass hinter all den Auseinandersetzungen, bei all dem Rassismus und all der Unterdrückung stets Menschen betroffen sind. Frieden und die Achtung der Menschenrechte weltweit sind dabei der Garant, dass sich Menschen frei entfalten und leben können -dass unendliches Leid, Schmerz und Unterdrückung keinen Platz mehr finden in dieser harten Welt mit Menschen, die aus unserer Geschichte und aus all den Erfahrungen nichts gelernt haben. Umso wichtiger sind unsere Bemühungen zu mahnen und unsere Erfahrungen weiterzugeben – stets als Mahnung zur Versöhnung, zur Verständigung und zum Frieden.