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Volkstrauertrag 2021
Leider muss die Gedenkfeier zum Volkstrauertag am Ehrenmal der Gefallenen aufgrund der coronabedingten Entwicklungen abgesagt werden. Um trotzdem gemeinsam zu gedenken und uns zu erinnern, sind alle Bürgerinnen und Bürger recht herzlich eingeladen zum
Gottesdienst in der Kirche St. Margaretha in Mühlhausen im Täle
am Sonntag, 14. November 2021 um 09:00 Uhr
Gemeinsam freuen sich Pfarrer Ralf Baumgartner und Bürgermeister Bernd Schaefer über Ihr Kommen. Im Anschluss an den Gottesdienst wird noch ein Gedenkkranz am Ehrenmal niedergelegt.
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
erneut rückt der Volkstrauertag hinter die Einschränkungen der Coronapandemie, erneut muss die bisherige Veranstaltung in ihrer gewohnten Form entfallen. Und doch ist es so wichtig, diesen Tag hervorzuheben, sich seiner Bedeutung bewusst zu werden und dabei in sich zu gehen.
Dass wir auch dieses Jahr auf das öffentliche Gedenken verzichten müssen, bietet für uns möglicherweise die Chance, einmal ganz konkret über den Volkstrauertag nachzudenken. Denn am Volkstrauertag gedenken wir der Toten, die Kriege und Gewaltherrschaft aller Völker und Nationen gefordert haben. Wir erinnern uns an die Soldaten, die kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer gefallen sind, wir trauern um zivile Opfer und um die Opfer von Massakern und Genoziden. Wir denken an die Toten, die ihr Leben lassen mussten, weil sie gegen die Herrschaft von Diktatoren aufbegehrt haben.
Sich daran zu erinnern, an unsere Verwandten und Freunde zu denken, die in den Kriegen Leid und Tod erfahren mussten, dass kann und darf im individuellen Gemüt eines jeden Einzelnen liegen. Aber das Gedenken daran ist nicht das Zeremoniell selbst, sondern es findet in unserem Herzen statt.
Jeder von uns ist somit eingeladen, in sich zu gehen und sich mit dem Volkstrauertag zu beschäftigen. Genauso wichtig ist es, dass Großeltern mit ihren Enkeln über „Erlebtes“ reden, dass Eltern ihre Kinder mit auf die geschichtliche Reise zurück in die dunkle Zeit mitnehmen um sich heranzutasten, was Diktatur, Schreckensherrschaft, Rassismus und Diskriminierung bedeutet.
Dabei betrifft es bei weitem nicht mehr nur die Senioren, die „Alten“ welche den Krieg selbst noch erlebt hatten. Bei ihnen sind das Leid und die Erfahrungen aus der nationalsozialistischen Zeit selbstverständlich noch in Erinnerung. Aber die Gefahr des gesellschaftlichen Vergessens ist groß. Die Gefahr, dass man in der heutigen Zeit die Zeichen von Diskriminierung und Rassismus nicht erkennt, nicht erkennen will oder aus Angst wegsieht, ist ebenfalls sehr groß. Mobbing in Schulen, Rassismus am Arbeitsplatz, Diskriminierung im öffentlichen Raum….das alles ist doch heute schon wieder allgegenwärtig. Die Resignation dabei ist auch an manchen Stellen zu spüren. Und das genau betrifft doch auch die jungen Menschen in unserer Gesellschaft. In welchem Umfang also wollen wir dies als Gemeinschaft akzeptieren? Die Zeitung „Die Zeit“ hat im Januar 2021 hierzu einen hervorragenden Text mit dem Titel „Rassismus in Deutschland: Die Wahrnehmungsschwelle“ verfasst. Es wird deutlich, dass ganz viele Menschen in Deutschland darunter leiden.
Die Gefahren von Mobbing, Rassismus und Diskriminierung liegen darin, dass dieses Verhalten salonfähig werden könnte. Dass es Normalität werden könnte andere Menschen willkürlich zu diskriminieren, körperlich anzugehen, Gewalt auszuüben und sogar vor Mord nicht zurückzuschrecken. Wenn dieses gesellschaftliche Denken dann in Politik, Rechtsprechung und Exekutive ihren Einzug findet, dann werden wir wieder möglicherweise eine Zeit erleben, wie sie mit dem Einzug der Nationalsozialisten in den Reichstag schon einmal erlebt hatten. Jeder weiss, welch unermessliches Leid damit einherging.
Deshalb, liebe Bürgerinnen und Bürger, ist es wichtig, darüber zu sprechen. Deshalb ist es so wichtig, den Volkstrauertag anzunehmen. Denn im Gedenken an die Soldaten, die in den Weltkriegen starben, an die Menschen die verfolgt und getötet wurden sowie im Gedenken an die Menschen die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage geworden sind liegt die persönliche Vernunft und die notwendige Motivation, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.
Auch im Ort haben wir Menschen verloren, welche die letzten beiden Weltkriege nicht überlebt hatten, die vielen Mensche in ihrer Mitte gefehlt haben…. Väter und Brüder, Freunde und Familienangehörige. Menschen, deren Leben nicht sinnlos verloren sein dürfen. Deren Verlust und im Gedenken sollen sie stets an die Geschichte sowie an die doch so wichtige Menschlichkeit im Umgang untereinander erinnern.
Ihr
Bernd Schaefer
Bürgermeister