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Gedanken zum Volkstrauertag
icon.crdate13.11.2020
13.11.2020 - Mühlhausen i.T. - Am Sonntag ist der Volkstrauertag. Ein Gedenken für die Verstorbenen und Opfer der Weltkriege
Mit Blick auf das Jahr 2020 erscheinen uns die Ereignisse der Weltkriege und der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt bereits heute schon als fast vergessen. Hinzukommt, dass unser Alltag - beruflich wie privat - uns fest im Griff hält. Corona verstärkt notwendiger Weise den Blick auf unsere aktuelle Situation. Es gilt, durch die aktuelle Zeit zu kommen, sich mit der Krankheit und den Einschränkungen auseinander zu setzen. Das gesellschaftliche Leben ist eingeschränkt. Existenzen stehen zum Teil auf dem Spiel. Hinzu kommen die alltäglichen Probleme die bewältigt werden müssen. Da ist es nur allzu verständlich, wenn man sich auf das „hier“ und „heute“ konzentriert. Aber ganz so einfach ist es leider nicht. Es ist auch nicht sinnvoll, sich nur auf die heute Zeit zu beziehen. In unseren Gedanken und in unserem täglichen Handeln sollte Demut und Erinnerung sichtbar sein, dass es viele Gründe gab, warum wir heute so leben können, wie wir es tun. Einer dieser vielen Gründe ist der „Frieden“. Seit Mai 1945 schweigen im Kern von Europa die Waffen. Der 2. Weltkrieg fand kurz danach sein Ende. Seit mehr als 75 Jahre leben wir in Deutschland also in Frieden. Trotz Nachteile, welche die Europäische Union möglicherweise mit sich bringen mag, war und ist die Staatengemeinschaft ein stabiler Garant dafür, dass sich die ehemaligen Kriegsnationen heute als Partner verstehen und keine aus nationalistischen Gedanken heraus provozierten Kriege mehr führten. Viele kennen die Auswirkungen und Folgen der Weltkriege nur noch aus dem Geschichtsunterricht in Schulen oder aus Doku-Sendungen im TV. Aber das Leid, die Entbehrungen und die Schinderei der Bevölkerungen und der Soldaten in den Kriegen waren real. Menschen starben, in Städten und in ihren Häusern, in Konzentrationslagern und auf den Schlachtfeldern. Die psychische Belastung war sehr groß. Viele der Toten mussten leiden, starben sicher keinen Heldentod. Und tatsächlich sind es die menschlichen Emotionen, die einen dabei begleiten
Mit den Erfahrungen der Weltkriege wäre es naheliegend gewesen, Auseinandersetzungen nicht mehr kriegerisch zu lösen und Menschen nicht mehr aufgrund ihrer Herkunft und ihres Glaubens zu diskriminieren oder zu bestrafen. Offensichtlich hat die Menschheit aber aus den Folgen der Weltkriege nichts gelernt. Aus nationalistischen Gründen heraus kam es seit 1945 zu weit mehr als 250 Kriegen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Korea, Vietnam oder der Krieg im ehemaligen Jugoslawien sowie die Annexion der Krim durch Russland, nur um ein paar davon zu nennen. Aber auch innerhalb Europas ist die Entwicklung zu einer nationalistischen Denkweise gewachsen. Der alleinige Blick auf die eigene Nation aber gefährdet das Miteinander in Europa, es gefährdet die Lösung von globalen Problemen, es gefährdet den Frieden.
Aber gerade deshalb ist es so wichtig, sich immer und immer wieder an die Gräueltaten, an die Opfer und an die Folgen der Kriege zu erinnern. Das beeinflusst unser Handeln, wenn wir wissen, was aus Hass, Fremdenfeindlichkeit, Lügen und Kriegstreiberei entstehen kann. Unser Frieden ist lange nicht so stabil, wie wir oftmals denken. Wir können und müssen alle dazu beitragen, die wertvolle Errungenschaft von Frieden und Menschlichkeit zu bewahren. Insbesondere auch dann, wenn wir selbst Ungerechtigkeit und Leid erfahren. Aber gerade deshalb dürfen wir Böses nicht mit Bösem vergelten. Wir müssen innehalten und unser Handeln nach den Maßstäben der Vernunft ausrichten. Weil es sonst möglicherweise wieder zu Kriegshandlungen und bewaffneten Auseinandersetzungen kommen kann. Spätestens dann, stehen Ungerechtigkeiten, Leid, Folterung und der Tod von vielen Menschen wieder unmittelbar vor unserer Türe.
Absage der öffentlichen Gedenkveranstaltung am Ehrenmal der gefallenen Soldaten in Mühlhausen im Täle
Aufgrund der Einschränkungen der Corona-Pandemie muss die geplante öffentliche Gedenkveranstaltung am Ehrenmal unserer verstorbenen Soldaten am Sonntag, 15. November 2020 leider abgesagt werden. Es wird keine öffentliche Kranzniederlegung mit Gedenken und musikalischem Beitrag geben. Mit Blick auf die Bedeutung des Volkstrauertages hätten wir diesen gerne dem Anlass entsprechend gewürdigt. Wir müssen deshalb andere Wege finden, die Bürgerschaft in unser Gedenken einzubinden und hoffen, dass die Menschen trotzdem die Zeit und den Mut finden, an die Gefallenen und Opfer der Kriege zu denken. In den Kirchen finden Gottesdienste statt, es besteht die Möglichkeit, alleine im Stillen am Ehrenmal inne zu halten oder sich eine Kerze zum Gedenken in die Fenster oder ins Zimmer zu stellen. Diejenigen, die noch direkte Erfahrungen aus dem Weltkrieg haben, dürfen gerne die jüngeren Menschen, denen die Erfahrungen nicht mehr so nahe sind, an die Hand und nehmen und sich die Zeit für Gespräche nehmen. Erinnern wir uns an die Opfer der Kriege. Wir dürfen die Erinnerung an die schlimme Zeit und an die verheerenden Folgen nicht sterben lassen.